oder alles fließt.
- Da bin ich ja
doch erstaunt wie viele Kommentare und Mails mein Übergang zur dritten
Generation hervorgerufen hat.
Und da das
Interesse groß zu sein scheint, so hier ein wenig mehr „Hintergrund“.
- Viele sprechen
da von „Ruhestand“ oder „Pension“ während es für mich „weder – noch“ ist.
Für mich
selbst ist es mehr ein fließender Übergang zu einer andere Art mein Leben zu
gestalten zumal ich diesen Schritt ja freiwillig wähle bzw. wählen kann.
Der
Entscheidungsprozess war lange und ist wie ich hoffe gut überlegt.
- Hier folgen ein
paar Gründe die für mich zutreffend sind und nicht eine „Gebrauchsanweisung“
sein sollen da einzig aus meiner Sicht beschrieben und deshalb nur für mich
ihre Richtigkeit haben.
Deshalb ist es
nicht zur Nachahmung empfohlen sondern jede/r muss den eigenen Weg finden.
Vielleicht kann es ja als Entscheidungshilfe oder Wegweiser für manche/n dienen.
- Viele Wege
führen ja bekanntlich nach Rom...aber nur einen davon kann jeder gehen.
- Eine ganze
wichtige Voraussetzung für mich ist schlicht und einfach das nötige Kapital
um diesen Schritt aus eigenem Willen vollziehen zu können.
Und da hat mir
meine Philosophie von „simple living“ sehr bei geholfen...oder ob diese
Philosophie dadurch entstanden ist weil ich versuche so zu leben? Sehr wahrscheinlich gilt jedoch: so wohl
als auch.
- Ich habe keine teuern Gewohnheiten und die Sparsamkeit ist mir schon immer leicht gefallen.
Viel liegt an meiner Einstellung zu Statusdingen die mir einfach egal sind.
Schulden habe ich
auf mich genommen um das Haus zu kaufen in dem ich noch immer wohne, seit dem
nie mehr (auch „Svenserum“ hätte ich niemals auf Pump gekauft!).
- Und da ich das
Ziel schon seit so gut wie zwanzig Jahre verfolge, so kam nach und nach ein
Teil Geld zusammen.
- Dann hatte ich
das Glück früh in diesen IT-Boom einzusteigen...und auch früh genug wieder
auszusteigen. Als die allgemeine Geldgier um sich griff in Schweden, man
glaubte Gold mit Messern schneiden zu können sprang ich ab...und wurde mehr
oder weniger als Idiot eingestuft. Ein halbes Jahr später war die Blase
geplatzt.
Einen Teil
„vergoldete“ ich und wurde abermals für ökonomisch als nicht ganz
zu-„rechnungsfähig“ angesehen...und der Goldpreis ist mehr gestiegen als es je
für möglich gehalten wurde.
- Später war ich
für zwei Jahre mal ein „hobbymäßiger day-trader“, habe viel gelernt dabei wie
es an der Börse und den Finanzmärkten so zugeht...und als ich genug gesehen
hatte, habe ich einfach aufgehört (und hatte wieder ein Plus auf dem Konto).
Das war und ist mir zu hohl und außerdem manipuliert ohne Ende. Das ist ein
ungesundes Verhalten das dort herrscht.
In diesem Milieu
jagt man das Geld...und zu einem „Geldjäger“ wollte ich mich nicht entwickeln.
Damit war dann
vollständig Feierabend mit allem was diese Geschichte und die Art der Geschäfte
überhaupt betrifft.
- Gleichzeitig
machte ich tatsächlich zu meinem eigenen Erstaunen langsam „Karriere“, wurde
Erster Steuermann, wurde auch mal wieder Zweiter Steuermann als das Schiff
verkauft wurde, wurde dann auf dem nächsten Schiff nach einem Jahr wieder
Erster. Und vor fünf Jahren kam mein erster eigener Befehl auf dem Schiff auf
dem ich jetzt bin.
- Mit der
Karriere stieg mein Gehalt...während meine Ausgaben sanken, denn das Haus war
so schnell wie möglich schuldenfrei geworden, die Zinsen (zu der Zeit 12%)
blieben auf meinem Konto statt in die Taschen der Bank zu wandern.
Um das zu
erreichen war ein Auto nicht denkbar, und es gab demzufolge sieben Jahre auch
auch keins.
Und wo ich gerade
davon schreibe: auch dieses Statussymbol war und sind meiner Frau und mir egal,
und bisher wurden die zwei gebrauchte Autos bis zum „bitteren Ende“ benutzt.
Das dritte wird
wohl den gleichen Weg bei uns gehen.
- Die Kunst mit
wenig Geld auszukommen ohne gefühltem Verlust von Lebensqualität haben meinen
Finanzen natürlich gut getan.
So wurde das Ziel
der finanziellen Unabhängigkeit für den von mir gesteckten, relativ
bescheidenen Rahmen, schon vor einigen Jahren erreicht.
- Spätestens ab
da segelte ich aus freiem Willen.
- Genau das hat
mir sehr geholfen manchmal schwierige Entscheidungen treffen zu können denn ich
konnte und kann die Sicherheit des Schiffes und der Mannschaft vor allen
anderen Interessen wahrnehmen.
Die
Gewinninteressen verschiedener Parteien sind immer erst an zweiter Stelle
gekommen, denn, passt es nicht wie ich das Schiff führe, dann packe ich im
nächsten Hafen meinen Seesack!
Unter den fünf
Jahren als Kapitän hat mir das allerdings nie jemand nahegelegt oder meine
Entscheidungen kritisiert.
- Diese fünf
Jahre habe ich meist nur ein Viertel meines Gehaltes gebraucht, selten mehr,
oft sogar weniger und und damit finanzieren diese letzten fünf Jahre alleine
leicht etliche Jahre ohne Einkommen.
- Somit war also
die Voraussetzung schon vor Jahren gegeben an Land zu bleiben...aber das ist „nur“ die
Voraussetzung. Weder mehr, noch weniger.
- Denn jetzt fing
nämlich der „knifflige“ Teil der Geschichte erst richtig an, bekanntlich ist es
ja so: „Wer die Wahl hat hat die Qual!“
Für viele ein
Wunschtraum: „Wenn ich könnte (und damit ist das Geld gemeint) dann würde ich
schon gestern aufhören!“
Mag sein, für mich hat diese Denkweise allerdings nie gestimmt.
- Ich habe
versucht meine „Für und Wider“ gegeneinander abzuwägen und gleichzeitig aktiv
darauf hingearbeitet sinnvolle Aufgaben zu haben wenn alle Tage allein mir
gehören und ich nicht mehr dem Reeder meine Zeit (und mein Können) verkaufen will.
- Letztendlich
war ich offen die Zeit zu diesem Entschluss reifen zu lassen, ( Rilkes Gedicht war ein guter Begleiter) wobei sich die
nötige Kraft zur Entscheidung langsam aber sicher staute!
Gleichzeitig merkte ich dass sich solche Gedanken wie: „Was, das gute Gehalt willst Du aufgeben?“ einschlichen.
Gleichzeitig merkte ich dass sich solche Gedanken wie: „Was, das gute Gehalt willst Du aufgeben?“ einschlichen.
An dem Punkt war
ich ja schon einmal, und habe mich schon ein Mal davon abgewendet denn der Macht des Geldes, die es ja un-weigerlich besitzt, will ich mich nicht beugen!
- Damit nahm der
Fluss in meinem Leben ab.
- Bis eben zu dem
Punkt wo ich schlicht und einfach sagte: „So. Ich will nicht mehr! Ich will
meine Zeit jetzt für mich anwenden! Jetzt ist es richtig dass ich mir für das
Ersparte frei verfügbare Zeit kaufe!“
- Es ist also
eine freie Entscheidung aus freiem Willen heraus, und genau diese Möglichkeit
betrachte ich als Reichtum schlechthin!
- Ob diese
Entscheidung“ richtig“ war, das wird eine andere Geschichte erzählen, eine die
gerade erst begonnen hat.
- Jetzt habe ich
allerdings wieder das Gefühl mein Leben ist im Fluss und passend zur Eis- und
Schneeschmelze werde ich an Land bleiben.
- Wohlwissentlich, der nächste Winter kommt der die Gewässer erstarren lässt und
den Fluss bremsen wird...aber der Tag, die „Sorge“!
***
Über die Geduld
Man muss den Dingen
ungestörte Entwicklung lassen,
die tief von innen kommt
und durch nichts gedrängt
oder beschleunigt werden kann,
alles ist austragen – und
dann gebären...
Reifen wie der Baum,
der seine Säfte nicht drängt
und getrost in den Stürmen des Frühlings steht,
ohne Angst,
dass dahinter kein Sommer
kommen könnte.
Er kommt doch!
Aber er kommt nur zu den Geduldigen,
die da sind, als ob die Ewigkeit
vor ihnen läge,
so sorglos, still und weit...
Man muss Geduld haben
Mit dem Ungelösten im Herzen,
und versuchen, die Fragen selber lieb zu haben,
wie verschlossene Stuben,
und wie Bücher, die in einer sehr fremden Sprache
geschrieben sind.
Es handelt sich darum, alles zu leben.
Wenn man die Fragen lebt, lebt man vielleicht allmählich,
ohne es zu merken,
eines fremden Tages
in die Antworten hinein.
Rainer Maria
Rilke
Danke!
AntwortenLöschenDeine konkreten Überlegungen haben mich auf einen weiterbringenden Pfad gebracht. Konkret: Noch 1,5 Jahre weiterhin nur die Hälfte meines Einkommens brauchen, dann kann es auch für mich in die 3. Phase gehen -:))
Herzliche Grüße
Regina
Hej Regina
AntwortenLöschenPrima, dann hat mein Beitrag ja einen Beitrag geleistet!
Schön zu wissen dass ich nicht ganz "umsonst" schreibe!
Viel Glück auf Deinem Weg...
Einen schönen Tag wünsch ich Dir aus der finnischen Bucht!
Kap Horn
Hallo,
AntwortenLöschenkann ja nur sagen "Willkommen im Club"- gratuliere zu deiner Entscheidung.Ich kann mir vorstellen, dass deine Tage genauso ausgefüllt sein werden wie vorher...nur um einiges selbstbestimmter.
Ich habe diesen Schritt ..auch wohl überlegt und "berechnet"...vor 25 Jahren !! gesetzt, als ich "das Ruder meiner Abteilung" aus der Hand gab um mich anderen Aufgaben zu widmen.
Natürlich waren die Voraussetzungen andere, aber ich bin auch bis heute nicht verhungert.;)
Bereut habe ich es keinen Tag lang, obwohl ich mit 150% Einsatz und mit Freude bis zum letzten Tag gearbeitet habe.
Ich habe auch einige ..stets freiwillige.."Zwischenstationen" wieder verlassen,(Zeitungsredaktion, Elternvertretung im Schulwesen, Organisationsarbeit im Sport-+Natur+Kulturbereich,Gemeindepolitik,wenn es für mich Zeit dafür war und ich meine Spuren dort bis heute hinterlassen habe..darf mich überall noch blicken lassen :))...bis ich vor 7 Jahren meine vorerst letzte "Lebensaufgabe" auch freiwillig übernehmen durfte.
"Dein" Rilke hängt übrigens auch neben meinem Schreibtisch und ich kann ja nur darauf sagen: "Wo er recht hat, hat er recht" ;)
Einen schönen Abschiedsturn
wünscht
maroni, der die Bienen die letzten Tage um die Ohren summten..jetzt schneits wieder auf die grünen Wiesen.
Hallo,
AntwortenLöschenSehr interessant was du da schreibst. Ich kann dir nur beistimmen. Aber von dem was du schreibst, verstehe ich dass deine Frau auch deine Gedanken teilt, denn sonst ginge es ja nicht.
Und das Gedicht von Rielke werde ich mir ausdrucken.
Beste Grüsse
Evelin
Hej Maroni
AntwortenLöschenDu also auch...:-)
Ja, mal gespannt...hier ist erst Mal wieder Alltag eingekehrt, die Arbeit läuft wie gehabt.
Kommende Woche dann in Rostock an Land, mein letzter "Urlaub", dann nochmals sechs Wochen an Bord und dann, dann erst wird es nicht mehr wie vorher!
Gruß aus Hamina, Minus 15 aber steigend!
Kap Horn
Hej Evelin
AntwortenLöschenJa, der Rilke hat da was "getroffen", uns wie Maroni schrieb: "Wo er recht hat hat er recht".
Klar, meine Frau denkt ähnlich, auch für sie sie zB Statussachen gänzlich uninteressant...
Ein schönes Wochenende in Lund wünsch ich Dir.
Kap Horn
Dringende Anfrage an den Käpt´n
AntwortenLöschenkönntest du uns nicht für´s Wochenende ein paar MINUS per Eilpost über Nacht mit dem Nordwind schicken, unsere Eisbahnen schwimmen und sie hätten Stock-und nicht Schwimm- Meisterschaften ausgemacht.:))