21. April 2013

Einfacher geht’s kaum

Manchmal denke ich: simple living?...das habe ich an Bord!

- Da bewohne ich also sechs Monate im Jahr eine mietfreie Zwei-Zimmer-Duschkabinen-Wohnung auf dem Schiff.


- Ich brauche mich weder um eigene Rechnungen zu kümmern, noch mich um das Essen zu sorgen.
Die Proviantlisten und das Kochen sind des Smutjes Arbeit.

- Im Winter fällt sowohl das Heizen als auch das Schneeschaufeln flach, ich brauche keine Winterreifen, fahre nur alle sechs Wochen zur Arbeit und nach Hause und im Stau zu stehen kenne ich nicht. Stattdessen liegt mein Arbeitsplatz direkt neben meiner Tageshütte und die Brücke nur ein Deck höher.



- Die wenigen Kleider und Sonstiges passen in einen kleinen Koffer. Mehr als so brauche ich nicht um an Bord zu leben.

- Man könnte fast meinen es sei das einfache Leben schlechthin.


- Aber wie immer im Leben: so ganz so einfach ist es dann auch wieder nicht.



- Abgesehen von meiner Büroarbeit und den manchmal nicht ganz einfachen Entscheidungen, so ist für mich an Bord die Grenze wie einfach es sein kann unterschritten.

- Ich arbeite effektiv vielleicht im Schnitt vier bis fünf Stunden jeden Tag alle Tage der Woche (oder eben in der Nacht), bin allerdings vierundzwanzig Stunden abrufbereit und ungefähr sechszehn Stunden direkt ansprechbar für meine Mannschaft.


- Mit anderen Worten so habe ich viel eigene Zeit zu meiner Verfügung...und genau da hört dann das einfache Leben auf.

- Die Möglichkeiten der schöpferischen Tätigkeiten sind sehr begrenzt und einmal an Land zu kommen in der Zeit ist fast unmöglich weil zu aufwendig. Die Ölhäfen liegen meist weit weg im „Nirgendwoland“, ein Taxi oft der einzige Transport und schon von daher keine wirkliche Alternative.


- Im Grunde beschränken sich meine Möglichkeiten auf lesen (und wie Du siehst schreiben) oder einen Film zu schauen.

- Und um ehrlich zu sein, das fängt an und geht mir auf den Geist.
Das ist dann doch ein gar zu armseliges Leben auch wenn ich gerade durch diese Beschränkung viel Neues Dank dem Internetz gelernt habe und noch immer tue, so denke ich ernsthaft daran in absehbarer Zukunft der Seefahrt den Rücken zuzuwenden.

- Ich schrieb vor fast auf den Tag genau schon vor zwei Jahren einmal darüber.
 Statt dem Konsum mein Gehalt in den Rachen zu werfen und Dinge zu kaufen die ich nicht brauche, so werde ich mir für das Geld einfach Zeit für mich kaufen.

- Über meine eigene Zeit frei verfügen zu können ist mir schon immer als sehr wertvoll erschienen, und schon seit dem ich vor siebzehn Jahren meine erste Heuer erhielt ist dies ein Ziel gewesen auf das ich hin gearbeitet und gespart habe.

- Wie sagen die gehetzten Geldjäger? "Zeit ist Geld."

- Mit meinem Horizont sage ich:


- "Geld ist Zeit!"


***

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ahoi, Seebär

Deine Gedanken kann ich nachempfinden und wünsche Dir weiterhin ein gutes Gelingen beim Umsetzen Deiner Pläne :)

Deine "Seehütte" finde ich übrigens mega-komfortabel und fast luxuriös, verglichen mit dem Bild, das in meinem Köpfchen von der Seefahrt herumschwirrt..... Kolumbus auf dem Weg nach Westen, die Meuterei auf der Bounty und so ;-)

Ich hoffe, der Fernseher ist gut verzurrt und kippt nicht bei schwerer See ?

... wünsche Dir weiterhin eine gute und vor allem ruhige Reise, Wildottir

Kap Horn hat gesagt…

Hej Wildottir

Danke, und ja, meine Huette ist luxuriös und es spritzt auch keine Gischt rein oder tropft vom Dach und von Meuterei keine Spur! :-)

Hier ist nicht nur der Fernseher verschraubt und festgezurrt, sondern alle Möbel natuerlich und alle meine Akten stehen gesichert.
Und dennoch, so passiert es immer wieder dass sich Sachen losreissen und mehr als einmal hat mein Buerau oder meine Huette wie ein Schlachtfeld ausgesehen...

Schiff ahoi von einer ruhiegen See

Käppi