Ich stehe auf wenn ich wach werde, also nie zu früh, nie zu spät, denn einen Wecker habe ich hier keinen.
- Den Aschenkasten leeren ist das Erste am
Morgen, ein Feuer im Küchenofen entfachen das Zweite, dann Kaffeewasser aufsetzen und damit
fängt der Tag langsam an. Oft höre ich Radio beim Kaffetrinken. Wetter,
Tagesereignisse, Kultur, Wissenschaftliches.
- Holz nachlegen.
- Und da die Öfen unersättlich sind, ich meist keine
Lust mehr habe noch einen Korb mit Holz spät abends zu füllen, so ist oft
gerade nur noch für ein Feuer genug im Haus.
Der Kaffee tut das Seinige dazu um mich aus dem
Haus zu treiben und auf dem Weg zum Holzvorrat liegt auch das Häuschen mit dem
Herzen auf dem Weg.
Einen Blick in den Himmel bevor ich mit meinen
Händen in den weichen Schnee greife und spätestens nachdem ich mir das Gesicht
damit abgerieben habe bin ich vollständig wach.
- Zwei Runden mit den Holzkörben reichen meist für
einen Tagesverbrauch. Vielleicht ein drittes mal, wenn das Haus noch nicht
richtig warm ist und ich auch den großen Ofen schon am morgen anmache.
- Holz nachlegen.
- Den Küchenherd und den gemauerten Ofen regulieren,
alle Klappen schließen, das noch vorhandene Wasser in den großen Kessel gießen
und dann mit den beiden Eimern runter zur Quelle stapfen. Dabei treffe ich
die Eiche an der Quelle und wünsche
ihr einen schönen Tag.
- Der Schnee liegt knietief und es ist ein Balanceakt
die gefüllten Eimer ins Haus zu tragen ohne etwas zu verschütten. Ich habe
nämlich keine Lust, zweimal zu laufen.
Und immer dann denke ich an Menschen, die ihr
Wasser weiter tragen müssen, oft schlechter Qualität noch dazu.
- Holz nachlegen.
- Jetzt ist das Wasser heiß genug und ich kann das
wenige Geschirr spülen, denn zum Sammeln ist kaum Platz und Ordnung ist gerade
in dem kleinen Haushalt noch wichtiger. Trocknen tut es dann von alleine am
Herd.
Kehren.
- Holz nachlegen.
- Zeit für die zweite Tasse Kaffee und dabei ist das
Buch oder besser der Ziegelstein von 950 Seiten meine Unterhaltung und entführt
mich nach Mumbai, eine Stadt die ich selbst zweimal kurz erlebt habe und die
einen unvergesslichen Eindruck auf mich machte. Dabei immer wieder mal das
Herdfeuer schüren, ein paar passende Stücke Holz draußen auf der Veranda holen
(Holz macht Dreck, dort ist ein Plastikboden und leichter sauber zu halten).
- Und eh ich mich versehe, ist Mittag aber da gibt es
meist nur eine Brotzeit, noch einen Kaffee (schlechte Gewohnheiten von der Arbeit
auf dem Schiff, da geht ohne dieses Gebräu rein gar nichts).
Kleinholz zum anmachen?
Noch genügend da. Vielleicht morgen...
- Holz nachlegen.
- Draußen kommt tatsächlich mal die Sonne zum
Vorschein, und obwohl das nicht gerade alltäglich ist, so ist es heute doch so.
Ein Blick auf den Stromregulator zeigt mir: die
Batterien laden und ich brauche mir um die Beleuchtung keine Gedanken mehr zu
machen, die Energie reicht sogar für meinen Laptop wieder aufzuladen.
- Holz nachlegen.
- Vorsorglich habe ich die Langlaufski dabei und eine
Tour zu der ein paar Kilometer weit entfernten Waldwiese ist angesagt.
Es ist überall voller Wildspuren. Hase, Fuchs, Reh,
Wildschwein und ein paar Vogelspuren kann ich erkennen und auf dem gefrorenen
See sehe ich die deutlichen Abdrücke von einer Elchkuh mit Kalb und kann sehen
wo sie überall Knospen und Rinde abgefressen haben.
- Eine gute Stunde später bin ich zurück und es ist
noch Glut in den Öfen um schnell wieder ein Feuer entfachen zu können und ein
paar trockene Plätzchen mit, ja stimmt, einem Kaffee dazu sind genau richtig.
Ganz zu schweigen von dem Buch das mich wirklich
nicht loslässt (die 950 Seiten habe ich in dann auch in weniger als einer Woche
ausgelesen).
- Sauna, Dusche, „Wannenbad“ oder nur Katzenwäsche?
Die Sauna ist fast schade nur für eine Person
anzumachen, die Dusche bedeutet auch, noch einen extra Raum mit dem stinkenden
Petroleumofen den ich dorthin verbannt habe aufzuheizen und auch das finde ich
ist Verschwendung.
Heißes Wasser ist zur Genüge auf dem Herd und die
große Plastikwanne ist schnell geholt, auf der Veranda aufgestellt und mit
Eimer und Schwamm reicht es selbst zum Haare waschen.
Auch wenn es etwas umständlicher ist und Zeit
bedarf, so ist es vergessen sobald ich sauber, trocken und mit bequemen Klamotten
am Küchentisch sitze und den Kartoffeln von gestern die Pelle abziehe, Zwiebel
und Knoblauch schneide, die Pfanne auf den Herd stelle und es bald nach
buttergebratenen Kartoffeln riecht.
- Holz nachlegen.
- Beim Kochen; das einstündige Nachrichten- und
Interviewprogramm im Radio hält mich auf dem Laufenden, kurz bevor die
Kartoffeln fertig sind noch ein gequirltes Ei darüber und mit einem kalten Bier
schmeckt das Bauernomelett auch wenn ich mit Bedauern an den unbefindlichen
frischen Schnittlauch denke der erst im Frühling wieder dazukommen wird.
- Holz nachlegen.
- Auch nach dem Essen heißt es wieder spülen, denn
noch ist heißes Wasser da. Aber in einem Einmann-Haushalt ist es nicht viel,
den Herd noch schnell mit einer Zeitung abgerieben, nochmals kehren und schon bald kann ich
mich vor den großen Ofen verziehen und einfach nur zuschauen, wie sich draußen
langsam die Dunkelheit senkt.
- Holz nachlegen.
- Erst wenn die Nacht eingebrochen ist mache ich eine
Kerze und Licht an und dann tausche ich die Minusgrade draußen gegen die
feuchtheisse Hitze Mumbais ein.
- Dieses stille Leben ist mittlerweile ein alltägliches
Bild im Winter für mich geworden.
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