Hintergründiges

15. Juli 2009

In aller Munde

Es ist etwas in den Grund der Erde Gelegtes, also im wahrsten Sinne des Wortes etwas Grundlegendes.

- Wenn der Sommer seinen Einzug gehalten hat, dann ist sie immer ein Gesprächsthema bei den Begegnungen hier oben im Wald.

- Es ist in erster Linie die „ältere Generation“ die hier vorbei kommt. Der Bauer oder sein Bruder mit dem Traktor auf dem Weg zur Wiese oder zur Waldarbeit, ein Nachbar der des Tages in einem alten Haus fünf Kilometer von hier seine Zeit verbringt und mir ab und an bei schwierigen Holzfällarbeiten hilft, eine Nachbarin die drei Kilometer von hier wohnt und ihren Hund oft hier spazieren führt.

- Man spricht über sie, schaut, fragt sich wie denn die nahe Zukunft aussehen mag, (und der Herbst, ja selbst der Winter rückt plötzlich kurz näher), vertreibt diese Gedanken aber schnell wieder da das Kraut ja so wunderbar viel versprechend im Sonnenlicht aussieht.

- Und im Mittelpunkt steht diese Knolle aus Übersee, aus Südamerika um genauer zu sein. Ja, es ist die unscheinbare Katoffel an deren Ernte vieler Leben hing vor nicht mal allzu langer Zeit.

- Selbst bin ich zwar kein großer Kartoffelesser, und es „lohnt“ sich nicht für mich, diese Knollen zu ziehen. Aber ein Garten ohne Kartoffeln, ist für mich undenkbar. Sie gehört dazu und ohne, so würde etwas „Grundlegendes“ fehlen.

- Sie ist Sinnbild für das Schild gegen den Hunger, denn wer genügend Kartoffeln im Keller hat, überlebt. Auch wenn man ungefähr 8 kg am Tag davon essen müsste um ohne irgendwas anderes auf dem Teller keine Mangelerscheinungen zu bekommen.

- Und da die “alte Generation“ Erzählungen vom Hunger noch mit lebendigen Worten gehört hat, und wie wichtig die Kartoffelernte zum Überleben war, so nimmt sie noch immer ihren Platz in „aller Munde“ ein. Ob es auch in Zukunft nur eine Erzählung der „Alten“ bleibt können wir nur hoffen, denn gegeben ist das nicht auch wenn für viele in der Westwelt der Gedanke daran heutzutage unvorstellbar erscheint.

- Der Hunger lauert immer den Menschen auf, und für 1 Milliarde von uns ist er ein täglicher Begleiter.

- Und auch für den Hausgeist von „Svenserum“ ist die Knolle wichtig, hat er mir doch via Boten ein Bild zu kommen lassen und mir gezeigt, dass die Kartoffeln und der Lauch, den ich zum ersten Mal hier anbaue, auch dieses Jahr wieder gedeihen.

- Nicht immer wird sie nur gegessen, sondern bei festlichen Anlässen, so trinkt man sie sogar.



2 Kommentare:

  1. Hej Kap Horn!
    Ja, die Kartoffel ist schon ´ne tolle Knolle, und auch bei mir im Garten fehlt sie nicht. Ich baue sie dieses Jahr zum ersten Mal selber an und habe dafür ein paar alte Sorten gekauft, unter anderem den "Blauen Schweden". Sie wachsen allesamt gut und ich bin sehr gespannt auf die erste Ernte. Ob sie wohl so gut schmecken wie sie aussehen...?
    Erdige Grüße von Skogskvinna

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  2. Hej Kartoffelkönig auf Svenserum!

    Du schreibst von der Geißel des Hungers, gegen den die Kartoffel hier im Norden ein Schild ist – damit liegst Du ganz auf der Linie von Heinrich Heine (1797-1856), der heute vermutlich Monsanto mit Versen aufspießen würde:

    „Warum die Rose besingen,
    Aristokrat!
    Besing die demokratische
    Kartoffel,
    die das Volk nährt!“

    Und damit uns die Kartoffeln mit diesen schweren Gedanken nicht zu sehr im Magen liegen und Du noch zum Kartoffelliebhaber wirst - schlag nach bei Deinem Seefahrts-Kollegen Joachim Ringelnatz (1883-1934):

    „Abschiedworte an Pellka

    Jetzt schlägt deine schlimmste Stunde,
    Du Ungleichrunde,
    Du Ausgekochte, du Zeitgeschälte,
    Du Vielgequälte,
    Du Gipfel meines Entzückens.
    Jetzt kommt der Moment des Zerdrückens
    mit der Gabel! - Sei stark!
    Ich will auch Butter und Salz und Quark
    oder Kümmel, auch Leberwurst in dich stampfen.
    Mußt nicht so ängstlich dampfen.
    Ich möchte dich doch noch einmal erfreun.
    Soll ich Schnittlauch über dich streun?
    Oder ist dir nach Hering zumut?
    Du bist so ein rührend junges Blut.-
    Deshalb schmeckst du besonders gut.
    Wenn das auch egoistisch klingt,
    so tröste dich damit, du wundervolle
    Pellka, daß du eine Edelknolle
    warst, und daß dich ein Kenner verschlingt.“

    Und gib’ Deinem Goldstück von Hausgeist was ab davon, wenn der sogar so verlockend fotografieren kann...!!

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