Wie der Zauberspiegel entstand
- Jäh erwachte das Mißtrauen der Quellfrau im Källdalen von neuem, als eines Tages ein Mann auftauchte, das rote Waldhaus besichtigte, wiederkam und - blieb. Nun holte er sein Wasser aus ihrer Quelle. Ja, er reinigte sogar die Quelle, sorgte für eine neue Abdeckung ... Und er schien die Musik zu lieben, die „handgemachte“, nicht die aus dem Radio. An einem Frühlingstag hörte sie sein Harmonikaspiel zum ersten Mal von der Lichtung herüberwehen.
- Da geschah plötzlich irgendetwas mit dem Herz der Quellfrau, es regte sich - Wohlwollen, gar Güte wie früher? Ihr wurde zumute wie beim Tauen des Eises nach dem Winter. Zum ersten Mal spürte sie statt Misstrauen tiefe Sorge wegen der Verführbarkeit und Verwundbarkeit der Menschen, ihrer lebensfeindlichen Verschwendungssucht und beschloss, ihnen zu helfen.
- So kniete die Wasserfrau am nächsten Morgen am Quellrand, murmelte dreimal in der vorgeschriebenen Weise den überlieferten Spruch der Großmutter:
„Ob Eis oder heiß
ob Fall oder Fontäne
Wasser bleibt sich treu.“
und mit diesen Worten hob sie den runden Wasserspiegel aus dem Steinring, in den die Quelle gefasst war, heraus.
- Wie ein Auge zum Himmel aufgeschlagen, barg er die Schatten der Eichenäste, der ziehenden Wolken und das Blitzen der Morgensonne in sich...und erstarrte mit dem letzten Zauberwort zu tiefblauem Glas. Die Quellfrau zupfte eins ihrer schwarzen Haare aus, umwand das Glas damit und sofort umschloss ein Ebenholzrahmen mit handfreundlichem Griff das Blau. "Großmutter, auch deine Enkeltochter vermag also den alten Wasserzauber zu wirken", flüsterte die Quellfrau, "hoffentlich gelangt der unheilbannende Zauberspiegel in die Hand verantwortungsvoller Menschen. Steh auch du ihnen bei, weise Meerkönigin."
- Und nur der Morgenwind sah und hörte was geschah...
- Und wie es weitergeht? Das wird sich zeigen.
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