Seit mehr als einer Woche bin ich auf einem neuen Kurs.
- „Willst Du das Schwesternschiff "Astral" als Befelhaber übernehmen?“ so lautete die Frage vom Reeder und damit bekam ich die Möglichkeit, neue Weichen in meinem Leben zu stellen.
Und um dem Entschluss den passenden äußeren Rahmen zu geben, so rief ich vom Stockholmer Zentralbahnhof aus an um diese neue Verantwortung zu übernehmen als ich das letzte Mal von „Astina“ abheuerte und auf dem Weg nach „Svenserum“ war.
- Das kommt mir wie eine Ewigkeit vor jetzt, denn die Zeit an Bord als Kapitän ist voller neuer Aufgaben und Herausforderungen. Die Tage sind lang, die Papierarbeit völlig neu, ein Schiff, nie vorher manövriert, zu beherrschen will gelernt sein und verlangt gerade von einem Anfänger, Nerven.
- Zurzeit erscheint der Wald, mein Torp und das Dasein dort wie ein Leben in einer anderen Welt, weit in die Ferne gerückt, überlagert von allem Neuen das auf mich einstürmt.
- Zum Glück ist das Wetter auf meiner Seite und bisher war die See ruhig und der Wind hat nicht noch größere Anforderungen beim Anlegen an mich gestellt.
-Viel Neues werde ich lernen, und dazu gehört auch die Geduld, denn die Bewegungen eines Schiffes erscheinen langsamer als sie in Wirklichkeit sind. Genauigkeit, denn bei Zeitangaben zum Laden und Löschen werden richtige Ziffern verlangt. Es heißt für mich Ordnung in den verschiedenen lokalen Zeiten zu halten.
An Bord herrscht schwedische Sommerzeit, in Finnland wo wir oft sind, eine Stunde mehr, in St. Petersburg unserem Ladehafen, sind es plus zwei Stunden. Und alle wollen natürlich ihre lokale Zeit als Angaben bekommen.
- Wenn ich also nicht so rege schreibe, so liegt es also daran, dass ich zurzeit voll eingespannt bin. Ich gehe zwar keine Wache mehr, kann sogar immer wieder mal eine ganze Nacht schlafen, aber es können auch lange Tage sein so wie heute.
- Angefangen um sieben Uhr heute Morgen bis gegen acht Uhr heute Abend, dann heißt es um Mitternacht ablegen und mit dabei sein, bis der Lotse vier Stunden später von Bord geht. Selbst dann kann es mir blühen, dass ich wegen des Eises, das hier oben in Nordfinnland noch immer liegt, weiterhin für ein paar Stunden mit auf der Brücke sein muss.
- Den Traum vom einfachen Leben schiebe ich zurzeit freiwillig in die Zukunft wegen der Herausforderung die diese Verantwortung für mich bedeutet und die ich angenommen habe.
- Aber träumen so wie hier, kurz vor Mitternacht auf 65 Grad nördlicher Breite kann ich noch immer ab und zu an Bord.
- Und wer könnte das nicht bei solchen Nächten?
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Herzlichen Glückwunsch zum "eigenen" Schiff, Kap Horn - möge Neptun Dir und Deinem Gefährt immer wohlgesonnen sein :-)
AntwortenLöschenLieben Gruss
Anke