23. Mai 2008

Der erste Frühlingstag


Endlich ist auch dieser lange und diesmal sehr anstrengender Törn vorbei. Nur noch drei Kilometer Fußweg trennen mich von meinem Platz im Wald, und ich bin zu Hause.
Ich beschließe schon nach der halben Streck die Landstrasse zu verlassen und folge den Rest dem alten Kirchweg.
Es ist neun Uhr abends und jetzt, Anfang April, noch hell, als sich die mir mittlerweile so wohlbekannte und vertrautgewordene Lichtung im Wald auftut.
Welch ein Unterschied zu vor sechs Wochen.
Der Wald lebt!

- Die letzten Vögel singen noch ihr Abendlied, ich sehe meine alten Bekannten, die Meisen die den Winter hier oben verbracht haben, sehe dass das Gras gewachsen ist und die Birken sich in ihr erstes zartes Grün kleiden.

- Der Schlüssel liegt an gewohnter Stelle im Stall und „Svenserum“ empfängt mich mit seinem Geruch nach kaltem Rauch, Wald und diesmal auch Erde.
Na also, acht Grad im Haus statt wie im Winter nur vier.
Der Küchenherd ist 10 Minuten später am brennen, Wasser hat mein guter Freund schon bereitgestellt.

- Angekommen!

- Und dann sitze ich einfach erstmal wie gewohnt am Herd, schaue aus dem Küchenfenster, trinke das erste Bier seit über sechs Wochen, einen Schnaps dazu und eine Stunde später ist bei mir Feierabend.
Für dreizehn Stunden schlafe ich wie ein Stock, tief und ungestört.

- Der nächste Vormittag empfängt mich mit strahlendem Sonnenschein. Ich kann mich kaum erinnern wann es das letzte Mal so hell und sonnig hier war, denn der Winter war endlos grau dieses mal.
Kaffe und Käsebrot also draußen am Tisch in der Frühlingssonne, Vogelgezwitscher rund um mich herum und vor mir liegen sechs lange Wochen Freiheit!
Ich beschließe, dass heute außer einer Sauna am Abend nichts läuft. Der Tag gehört dem Nichtstun.

- Stattdessen packe ich meine Ziehharmonika aus und die nächste Stunde spiele ich für die Vögel des Himmels bis ich aus dem Augenwinkel heraus sehe wie sich trotz Windstille die Äste an einer Tanne bewegen.
Noch ein Zuhörer wird sichtbar.
Ein Eichhörnchen springt mit buschigem Schwanz über den Waldweg, setzt sich auf die Hinterbeine, schaut lange in meine Richtung und ich bilde mir ein, es hört mir zu.
Noch öfter heute sehe ich das Tierchen zu dem Nest oben in der Tanne springen.

- Irgendwie vergeht der Tag ohne dass ich es recht bemerke und es wird Zeit die Sauna anzuwerfen.

- Nach einer Stunde in heißem Wasserdampf und anschliessendem kalten Nachguss fühle ich mich reif für die Koje und auch diese Nacht schlafe ich über zehn Stunden geborgen und ungestört hier oben im Wald.


- Hier spiele ich für ganz andere Zuhörer.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

...ach ja, das habe ich vergessen, Musiker auch noch!
Ich setze mich manchmal mit meiner Flöte in den Garten und komme mir dann vor wie Pan. Herrlich in der Natur zu musizieren.

Anonym hat gesagt…

Da ich leider nur unzureichend musizieren kann aber mit viel Freude in der Natur singe, so erleben Wald und Flur öfters kleine Konzerte und geben mir ein besonderes Wohlbefinden.

Kap Horn hat gesagt…

Also ich finde das mutig von Dir im Wald zu singen, denn so etwas tun die Wenigsten.
Dem Wald gefällt es aber ganz bestimmt.