1. April 2008

Zur See


Diesmal dreht es sich nur indirekt um "Svenserum" meinem Ankerplats an Land, statt dessen ein kurzes Video von meinem vorigen Schiff auf dem ich alles in allem über drei Jahre meines Lebens verbracht habe.

- Es geht recht stürmisch her ("nur" halber Sturm) und da wird das blosse Dasein an Bord schon zur Arbeit. Ständig muss man parieren, selbst in der Koje arbeiten immer irgendwelche Muskeln. Ich habe erlebt, dass festgeschraubte Bücherregale durch die Luft segelten, Geschirr in Massen zerschlagen wurde und auch meine Hütte hat schon des öfteren ausgesehen wie ein Schlachtfeld.

- Nach 24 Stunden ist man mürbe, die Besatzung wird gereitzt, da heisst es aufpassen und sich selbst "im Griff" behalten, denn jeder ist müde, manche auch seekrank.

- Nach 48 Stunden ist es dann egal, man schläft auch jetzt nicht, sondern liegt eher "bewusstlos" in der Koje. Nach 72 Stunden fragt man sich, was denn diese Arbeit überhaupt soll und auf was man sich denn da eingelassen hat. Aber dann kommen sonnige Tage mit achterlichem Wind, das Schiff wiegt die ganze Besatzung leicht und beruhigend und das Leben an Bord ist beinahe ein Genuss.

- Manchmal spürt man allerdings auch: der Tod ist nicht so weit weg und in wirklich ganz seltenen Fällen kommt auch schon mal die Angst zu Besuch an Bord!

- In zwei Tagen werde ich, nach 6 Wochen und 450 Arbeitsstunden, in meinem "Torp" vor Anker gehen, kein Handy, keinen Computer, keine Maschine sondern nur die Stille im Wald geniessen und erstmal völlig ungestört SCHLAFEN!!!


- Jeder ist ständig leicht müde auf diesem Arbeitsplatz!


***

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ich sag Dir, ab heute ziehe ich jeden Hut vor den Seeleuten der Welt. Man ist ahnungslos.
Meine Hochachtung für den, der Mut für diesen Beruf hat.

Kap Horn hat gesagt…

Was auch viele nicht wissen: jährlich verschellen etwa ganau so viele Seeleute wie bei "Estonia" um ihr Leben kamen, aber das sind keine wichtigen Nachrichten.